Iqbal Masih
Iqbal Masih (Urdu اقبال مسیح; * 1982 im Dorf Muridke, Pakistan; † 16. April 1995 ebenda) war ein pakistanischer Junge, der im Alter von vier Jahren für umgerechnet 12 US-Dollar als Schuldknecht an den Besitzer einer Teppichfabrik verkauft wurde, später freikam und sich für die Kinderrechte einsetzte. Er wurde im Alter von 12 Jahren ermordet.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sechs Jahre lang musste Iqbal Masih zwölf Stunden am Tag Teppiche knüpfen, oft war er an den Knüpfstuhl angekettet. Infolge der langen und harten Arbeit, unzureichender Ernährung und Gesundheitsversorgung war sein körperliches Wachstum zurückgeblieben. Als er zwölf Jahre alt war, war Iqbal Masih gerade so groß wie ein Sechsjähriger.
Masih unternahm mehrere Versuche, aus der Teppichfabrik zu fliehen, wurde jedoch mehrmals wieder eingefangen und von seinem „Herrn“ bestraft. Im Alter von zehn Jahren konnte er schließlich mit Hilfe der pakistanischen Organisation Bonded Labour Liberation Front (BLLF, Front zur Befreiung aus der Schuldknechtschaft) aus der Sklaverei entkommen. Er konnte eine Schule der BLLF besuchen und war ein fleißiger Schüler. Daneben engagierte er sich für die Kinderrechte und gegen die – offiziell verbotene – Schuldknechtschaft und half mit, tausende versklavte Kinder zu befreien.
Durch diese Aktivitäten wurde Iqbal Masih international bekannt. 1995 reiste er im Alter von 12 Jahren in die USA, um dort den Menschenrechtspreis der Menschenrechtsstiftung der Firma Reebok in Empfang zu nehmen. Bei der Preisübergabe hielt er eine Rede, in der er die Abschaffung von Schuldknechtschaft und ausbeuterischer Kinderarbeit und Schulbildung für alle Kinder forderte. Daneben besuchte Iqbal auch verschiedene Schulen in den USA.
Mord
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Iqbal Masih wurde am 16. April 1995 mit einer Schrotflinte erschossen, als er und einige Freunde in ihrem Dorf Muridke in der Nähe von Lahore mit dem Fahrrad unterwegs waren.[1][2][3] Er war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Seine Mutter sagte, sie glaube nicht, dass ihr Sohn Opfer eines Komplotts der „Teppichmafia“ geworden sei. Die Bonded Labour Liberation Front war jedoch anderer Meinung, weil Masih Morddrohungen von Personen erhalten hatte, die mit der pakistanischen Teppichindustrie in Verbindung standen.[4] An seiner Beerdigung nahmen etwa 800 Trauernde teil.
Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Masihs Tod reagierten die pakistanischen Wirtschaftseliten auf die rückläufigen Teppichverkäufe, indem sie den Einsatz von Kinderarbeit in ihren Fabriken leugneten und die Federal Investigation Agency (FIA) einsetzten, um Aktivisten, die für die Bonded Labour Liberation Front (BLLF) arbeiteten, brutal zu schikanieren und zu verhaften. Die pakistanische Presse führte eine Verleumdungskampagne gegen die BLLF mit der Behauptung, dass Kinderarbeiter hohe Löhne und günstige Arbeitsbedingungen erhalten.[5]
Eine Schulklasse der US-amerikanischen Broad Meadows Middle School in Quincy, vor der Masih bei einem Besuch über sein Leben erzählt hatte, sammelte Geld, um in Pakistan zu seinem Andenken eine „Schule für Iqbal“ zu bauen. Die School for Iqbal besteht seit 1995 in Kasur.
Iqbal Masihs Engagement inspirierte den damals 12-jährigen Kanadier Craig Kielburger, sich gegen die Ausbeutung von Kindern einzusetzen und die Organisation Free The Children (Befreit die Kinder) zu gründen.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Masih erhielt posthum zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den World's Children's Prize for the Rights of the Child. Im Jahr 2022 wurde Masih mit dem Sitara-e-Shujaat (Stern der Tapferkeit), der zweithöchsten zivilen Auszeichnung Pakistans, bedacht.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kuklin, Susan: „Kommt mit und seid frei!“ – Iqbal Masih und der Kampf gegen die Kindersklaverei, ISBN 3-570-14630-8
- D'Adamo, Francesco: "Iqbal – Ein Junge kämpft für die Freiheit", ISBN 978-3-473-58264-8
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- "Boy leader of child labour protest is shot dead". The Independent. 19. April 1995.
- World Vision, Volumes 38-39. World Vision. 1995. p. 41.
Police harrassment [sic] and death threats levelled at Kailash Satyarthi, chairman of the South Asian Coalition on Child Servitude, have prompted worldwide concern for the Indian activist's safety. But it's too late for Pakistani Christian Iqbal Masih, 12, a former bonded carpet-weaver who traveled the world crusading against child labor and succeeded in shutting down many carpet factories in Pakistan. On Easter Sunday, 1995, he was shot dead in his home village in Muridke. A victim of target killing.
- Iqbal Masih's Heart-Rending Tragedy". pangaea.org. 19. Januar 2016.
- "Plot Discounted in Death of Pakistani Boy".
- "Child Labor in Pakistan". The Atlantic. Februar 1996
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Boy leader of child labour protest is shot dead. 23. Oktober 2011, abgerufen am 10. Juli 2021 (englisch).
- ↑ Iqbal Masih's Murder. Abgerufen am 10. Juli 2021.
- ↑ World Vision. World Vision, 1994 (google.de [abgerufen am 10. Juli 2021]).
- ↑ Plot Discounted in Death of Pakistani Boy. 21. April 1995, abgerufen am 10. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jonathan Silvers: Child Labor in Pakistan. 1. Februar 1996, abgerufen am 10. Juli 2021 (englisch).
- ↑ Late Catholic activist wins Pakistan's highest bravery award - UCA News. Abgerufen am 6. März 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Masih, Iqbal |
KURZBESCHREIBUNG | pakistanischer Kindersklave, Aktivist für Kinderrechte und gegen Schuldknechtschaft |
GEBURTSDATUM | 1982 |
GEBURTSORT | Muridke, Pakistan |
STERBEDATUM | 16. April 1995 |
STERBEORT | bei Muridke, Pakistan |